"'Orpheus' im Kontext:
Abstract
Das "poetic drama" Orpheus steht im Werk Owen Barfield recht singulär. Es scheint nicht, dass der Autor zu der mythischen Gestalt und zur Geschichte des Orpheus sonst sich geäußert hätte – abgesehen allerdings von einer kleinen Märchenerzählung, auf die man erst nach der Edition des Orpheus aufmerksam wurde. Im Begleitessay zu eben dieser Edition gibt der Herausgeber J. Ulreich einige Hinweise auf den Zusammenhang des Werks mit Barfields Philosophie. Der jetzige Beitrag versucht demgegenüber, das Drama in den geistesgeschichtlichen Horizont der Orpheus-Rezeption vor allem der Neuzeit hineinzustellen. Ausgangspunkt ist dabei, dass das Orpheus-Thema vorzugsweise im Medium der Musik und vor allem der Oper aufgegriffen wurde. Dieses Faktum lässt sich mit Barfields Sprachtheorie in eine sinnvolle Verbindung bringen und lässt so auch den Sinn des gesamten Orpheus-Themas für heute neu sichtbar werden. Es sind zwei von anderen Orpheus-Variationen markant abweichende Momente in Barfields Werk, die dies zudem befördern und die hier zum Ausgangspunkt der Interpretation genommen werden; einmal die Tatsache, dass bei Barfield Eurydike als Meeresnymphe erscheint, sodann die Tatsache, dass in seinem Stück ein letztlich gutes Ende der Geschichte dargestellt wird.
The "poetic drama" Orpheus is rather unique among Barfield's works. Apparently the author has nowhere else commented on the mythic figure, or the history, of Orpheus – apart from a little fairy tale which was not noticed before the publication of Orpheus. In his introductory essay to his edition of Orpheus, J. Ulreich makes some hints concerning connections between the work and Barfield's philosophy. In contradistinction, this essay attempts to place the drama in the context of the reception of Orpheus, mainly in the modem age. Its point of departure is the observation that the subject matter of Orpheus was treated mainly in music, especially in operas. This fact can be linked with Barfield's theory of language, thus revealing the meaning of the Orpheus theme for our time. The following interpretation is based on two elements in Barfield's drama which differ markedly from other versions of the Orpheus myth: the fact that Barfield's Eurydike is a Nereid or water-nymph, and the fact that his version has a happy ending.