"Tolkiens Verständnis des Bösen."
Abstract
Da der Kampf zwischen Gut und Böse ein sehr wichtiges Thema der M ythologie Tolkiens ist, lohnt sich eine genauere Untersuchung. Zieht man vor allem seine späteren Schriften und Briefe heran, kann man feststellen, daß sein Verständnis des Bösen stark theologisch und philosophisch geprägt ist. Dieses steht zum einen in der Tradition des Augustinus, da das Böse selbst nicht seiend ist, enthält aber auch deutliche Parallelen zur Bibel, da es zwar nicht von Gott/Eru geschaffen wurde, dieser aber freie Wesen geschaffen hat, die sich gegen seinen Willen zum Bösen entscheiden können. Aus ihren bösen Handlungen vermag Gott aber Gutes zu schaffen bzw. ihre bösen Handlungen führen letztlich zu ihrem eigenen Untergang. So beläßt es Tolkien nicht nur bei einer Charakterisierung des Bösen, sondern entwirft auch eine Vorstellung seiner Überwindung. Seine Ansichten sind keineswegs veraltet, sondern durchaus auf der Höhe der Theologie seiner Zeit, wie ein Vergleich mit Klaus Hemmerle verdeutlicht.
Since the struggle between good and evil is a very important part of Tolkien's mythology, it is worthwhile to take a closer look at it. It seems, particularly in light of his later writings and letters, that his understanding of evil is predominantly theological and philosophical. It is, firstly, in the tradition of St. Augustine (since he conceives evil as having no independent existence), and it shows, secondly, similarities to the Bible, since God/Eru did not create evil but did create free beings who are capable of siding, against his will, with evil. However, God may turn their evil actions into good, or their evil actions ultimately lead to their downfall. Thus Tolkien, in addition to analysing evil, also considers ways of how it may be overcome. His ideas are by no means old-fashioned but reflect the theology of his own times, as a comparison with Klaus Hemmerle shows.