Lembert, Alexandra (1996):
"What to Do with a Saint? Reflections upon Chesterton's 'St. Francis of Assisi'." Inklings-Jahrbuch 14. Ed. Petzold, Dieter. Moers: Brendow. 211-221. Inklings-Jahrbuch 14.
Article in Anthology

Abstract

Was fängt man mit einem Heiligen an? Überlegungen zu Chestertons St. Francis of Assisi Ein Grundproblem menschlichen Daseins ist die Frage, wie man verantwortungsvoll gegenüber sich selbst und anderen in dieser Welt leben kann. Dabei soll das Wort 'verantwortungsvoll' in diesem Zusammenhang hauptsächlich durch den Themenkreis 'Gewalt' sowie 'Opfer- und Täterbeziehung' eingegrenzt sein. Eine Möglichkeit, in diese ethische Fragestellung einzudringen, bietet das Lesen, d.h. sich Texten bewußt zu öffnen, sich mit verschiedenen Vorstellungen, Meinungen und Konzepten auseinanderzusetzen sowie den eigenen Standpunkt zu suchen bzw. zu verschieben. Die Hinwendung zu hagiographischen Texten ist hierbei von besonderem Interesse, da sich vor allem der Heilige auf die Seite der Unterdrückten und Namenlosen gestellt hat. Seine Vita kann ein Anstoß für den Leser sein, die Thematik der Macht neu zu überdenken. Meine Lesart von Chestertons St. Francis of Assisi orientiert sich an den dargelegten Leitgedanken und versucht, die Beziehung zwischen Autobiographie, Biographie und Hagiographie zu bestimmen. Ich glaube feststellen zu können, daß das Werk St. Francis of Assisi durch Chestertons Verlangen nach Sicherheit und Geborgenheit gekennzeichnet ist, welches den Heiligen in eine passive und stumme Rolle drängt. Der Heilige Franziskus ist zu einem Opfer der Autorität Chestertons geworden.