Kegler, Adelheid (2008):
"Eine Revolution: Kant, Coleridge und die Inklings." Hybris und Heil: (bio)ethische Fragen in phantastischer Literatur: Internationale Tagung am 3. und 4. Oktober 2008 in Aachen. Eds. Petzold, Dieter. Moers: Brendow. 11-37. Inklings-Jahrbuch; 26.
Article in Anthology
Abstract

Das philosophische Werk S. T. Coleridges (1772 -1834) ist in Deutschland leider nur wenig bekannt. Coleridge selbst dagegen hat sich höchst intensiv mit den Werken Kants und Schellings befasst; mit Schlegel, Tieck und W. von Humboldt stand er in regem Dialog. Seine eigentliche philosophische O rientierung liegt jedoch in der platonischen Tradition, die er zu einer neuen, postkritischen Dimension entfaltet hat. A u f dieser Basis erschließt er ontologische und erkenntnistheoretische Entwürfe, die wiederum neue, inhaltlich begründete ethische Postulate enthalten. Gerade im Bereich bio-ethischer Fragen könnten diese Ansätze fruchtbar sein. Im Gegensatz zu Kant, von dem es zahlreiche rassistische Äußerungen gibt, war Coleridge ein engagierter Gegner des Sklavenhandels. An entscheidender Stelle der Bewusstseinsgeschichte, der praktischen Umsetzung mechanomorphen Denkens bis hin zur Sicht auf Menschen als Teile einer Wirtschaftsmaschinerie, gibt sein Denken ontologische, erkenntnistheoretische und ethische Impulse, die erst in Ansätzen wirksam geworden sind. Coleridges häufig thematisierter Einfluss auf die so genannten InklingsAutoren ist weit weniger groß als allgemein angenommen. Es ist hauptsächlich das Oeuvre MacDonalds und das Owen Barfields, in denen sein Denken rezipiert und im Rahmen ihrer jeweiligen Anliegen (MacDonald: Symbolismus; Barfield: Geschichtsphilosophie) weiterentwickelt wird.


The philosophical work of S. T. Coleridge is little known in Germany. In contrast, Coleridge studied the works of Kant and Schelling intensively and kept a lively dialogue with Schlegel, Tieck and W. von Humboldt. His philosophical orientation, however; is essentially in the platonic tradition, which he developed towards a new, post-critical dimension. On this basis he conceived ontological and epistemological concepts which in turn contained new, wellfounded ethical postulates. These ideas could yet prove promising, particularly in the field of bio-ethics. In contrast to Kant who made many racist remarks, Coleridge was an active opponent of the slave trade. A t a decisive moment in the history of mentality, when mechanomorphic thinking gave rise to a view of man as a mere part of the economic machinery, his thought gave ontological, epistemological and ethical impulses which have only just begun to become effective. Coleridge's frequently mentioned influence on the so-called Inklings authors is much less great than is often assumed. It is mainly in the work of MacDonald and of Owen Barfield that his thoughts are contained and developed further in accordance with those authors' own purposes (symbolism in MacDonald's case, philosophy o f history in Barfield's).